Die Honigbiene (Apis mellifera) ist wohl die bekannteste aller Bienenarten, denn sie liefert uns den süssen Honig für unser Zmorgebrot. Dass es neben der domestizierten Honigbiene jedoch noch mehrere hundert weitere Bienenarten in der Schweiz gibt, ist den wenigsten geläufig. Unglaubliche Artenvielfalt Bienen (Apidae) gehören zur Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) und sind eine der artenreichsten Verwandtschaftsgruppen innerhalb der Insekten. Neben den Wildbienen gehören auch Wespen und Ameisen in die Ordnung der Hautflügler. Weltweit wurden über 30’000 Bienenarten entdeckt und allein in der Schweiz konnten schon 615 Bienenarten nachgewiesen werden. Diese unglaubliche Vielfalt spiegelt sich auch in der Gestalt und der Lebensweisen der Wildbienen wider. Die kleinste Wildbiene der Schweiz, die Steppenbiene, ist gerade mal drei bis vier Millimeter gross und die grösste Wildbiene, die Erdhummel, wird drei bis vier Zentimeter gross. Die Länge und Farbe der Körperbehaarung sowie das Bänderungsmuster können zwischen den und innerhalb der Arten stark variieren: Von weissgelb über dunkelgelb hin zu orange, rot, braun und schwarz sind viele verschiedene Farb- und Bänderungsmuster vertreten. © Cornelia Hürzeler /stadtwildtiere.ch Holzbiene im Anflug an einen Rosmarin. Spannende Lebensweise Wildbienen mögen es gern warm, trocken und strukturreich. Wildbienenhabitate müssen nicht gross sein, aber sie müssen ein Blütenangebot über die ganze Saison sowie Nistplätze und Nistmaterial aufweisen. Die meisten Wildbienen leben solitär und nicht als Bienenvolk. Eine Ausnahme bilden die Hummeln, die meistens in Völkern leben und wie die Honigbiene Arbeiterinnen und eine Königin haben. Während des Sommers bauen viele Wildbienen ihre Nester im Erdboden oder in Abbruchkanten von Erdhügeln, andere Arten graben Gänge in Totholz oder markhaltige Pflanzenstängel. Einige Arten benutzen sogar ausschliesslich leere Schneckenhäuser. Ein Nest besteht aus einer oder mehreren Brutzellen, in denen sich aus dem Ei die Larve und schliesslich die adulte Biene entwickelt. Die Brutzelle wird mit Nektar und Pollen gefüllt, so dass die Larve während ihrer Entwicklung genügend Nahrung zur Verfügung hat. In der später verschlossenen Brutzelle begibt sich die Larve in den Ruhestatus und überdauert so den Winter. Im Frühling beginnt die Entwicklung der Larve zur adulten Biene. © Franziska Lörcher /stadtwildtiere.ch Die Pelzbiene findet ein gutes Blütenangebot in vielfältigen Gärten. Wildbienen im Siedlungsraum Der Siedlungsraum bietet vielen Arten einen Lebensraum. In Parks, auf Wiesen in Friedhöfen oder in Hinterhöfen, an begrünten Strassenrändern oder Bahngleisen, auf Brachen, in Gärten oder auf Balkonen lassen sich verschiedenste Wildbienen beobachten. Das wärmere Mikroklima und das teilweise reichhaltige Blütenangebot im Siedlungsraum scheint einigen Wildbienenarten gut zu gefallen. In der Stadt Zürich wurden bisher über 140 Wildbienenarten nachgewiesen. Es gibt diverse Studien (1,2,3), die aufzeigten, dass die Wildbienenvielfalt in der Stadt sogar grösser sein kann als in der umliegenden Agrarlandschaft. Gründe dafür sind wahrscheinlich die intensive Bewirtschaftung der Kulturlandschaft, der Einsatz von Pestiziden und fehlende Nistmöglichkeiten. © Julia Schmid / stadtwildtiere.ch Eine Hummel sucht nach Nektar und Pollen für den Nachwuchs im Klatschmohn. Wildbienen beobachten Wildbienen lassen sich tagsüber wunderbar an Blütenpflanzen im eigenen Garten oder manchmal auch auf dem Balkon beobachten, wenn sie auf Nahrungssuche sind und von einer Blüte zur nächsten fliegen. Die Bestimmung kann sehr schwierig sein. Manche Arten weisen typische Farbmuster auf dem Körper auf und lassen sich mit etwas Übung gut bestimmen. Bei anderen Arten ist die Bestimmung nur durch eine genaue Analyse des Flügelmusters, der Körpersegmente oder der Behaarung der Beine unter einem Binokular möglich. Einige kryptische Arten sind sogar für Experten kaum bestimmbar. © Cornelia Hürzeler /stadtwildtiere.ch Die Bestimmung von Wildbienen ist mitunter nicht einfach: Holzbiene Weiterführende Informationen Lebensweise Lebenszyklus Nestbauten Verwendete Literatur [1] Hall et al. 2017: The city as a refuge for insect pollinators. [2] Sirohi et al. 2015: Diversity and abundance of solitary and primitively eusocial bees in an urban centre: a case study from Northampton (England). [3] Baldock et al. 2015: Where is the UK’s pollinator biodiversity? The importance of urban areas for flower visiting insects.