Zug: Igel gesucht in Cham

Igel unter Druck?

Igel leben heute im Siedlungsraum in höherer Dichte als in ländlichen Gebieten. Dies war das Ergebnis ver­schiedener Forschungsprojekte der 1990er Jahre. Aktuelle Pro­jekte in den Städten Zürich, Luzern, Chur und St.Gallen weisen jedoch entweder einen Arealverlust (in Zürich) oder Lücken in der Verbreitung in allen Städten nach. Stu­dien aus Grossbritannien zeigen gar einen Rückgang des Igelbestandes von 30 bis 50% in den letzten 15 Jahren. Resultate eines aktuellen Projekts der Meldeplattform StadtWild­Tiere in der Stadt Zürich zeigt einen Rückgang der Igel in den letzten 25 Jahren von 40%. Gleichzeitig ging die Fläche, die von Igeln bewohnt wird in der Stadt, um 17% zurück.

Wie steht es um die Igel in Cham?

Dieser Frage gingen wir 2020 im Projekt „Igel ge­sucht“ in Cham nach. Dazu wurde die Chamer Bevölkerung aufgerufen, Igelbe­obachtungen zu melden. Zudem wurde mithilfe von Freiwil­ligen mittels Spurentunnel die Ver­breitung der Igelpopulation in Cham unter­sucht.

Spurentunnel mit Einlage. Läuft ein Igel durch den Tunnel, tritt er auf die Farbkissen und hinterlässt somit seine Fussabdrücke auf dem Papier. Damit können die Besucher des Spurentunnels bestimmt werden.
Einsatz von vielen Freiwilligen

Zwischen Januar 2018 und Ende September 2020 gingen 54 Meldungen von Igelbeobachtungen auf der Melde­plattform zug.wildenachbarn.ch für die Gemeindefläche von Cham ein. Dank des engagierten Einsatzes von 21 Freiwilligen und Projektmitarbeiterinnen konnten 220 Spu­rentunnel auf der Gemeindefläche aufgestellt und während fünf Tagen betreut werden. In 58 der 220 Spurentunnel (26%) konnten Igelnachweise erbracht werden.

Wie viele Igel leben in Cham?

Ausgehend vom Schätzmodell, welches in Zürich entwickelt wurde, ergibt sich aufgrund der Anzahl Igel­spuren pro Untersuchungsgebiet für Cham (Fläche der Untersuchungsgebiete, 22 km2) eine Igel­population von 300-600 Igeln. Dies entspricht einer Dichte von 16.2 Igel pro km2 im landwirtschaftlichen Gebiet und einer Dichte von 30.3 Igel pro km2 für den Siedlungsraum. Diese Igeldichte im Chamer Siedlungsraum ist somit doppelt so gross wie im landwirtschaftlichen Raum, vergleichbar mit Igeldichten aus der Stadt Bern und höher als in Wohngebieten der Städte Zürich, Luzern und St.Gallen.

Die Resultate des Projekts zeigen, dass Igel in den Chamer Siedlungsgebieten noch weit verbreitet sind. Auffällig ist, dass die Igel stark mit dem Siedlungsgebiet assoziiert sind. Die Auswertungen deuten darauf hin, dass die Autobahn und die Zuggeleise Barrieren für Igel darstellen. Es werden Empfehlungen abgegeben, wie die Lebensräume der Igel aufge­wertet werden können. Diese Massnahmen kommen nicht nur den Igeln zugute, sondern auch anderen Wildtieren im Siedlungsraum.

Die Standorte der Spurentunnel mit Igelspuren (grün) und ohne Igelspuren (rot). Je grösser der grüne Punkt, an umso mehr Tagen wurden dort Igel nachgewiesen.
Finanzierung des Projekts

Das Projekt "Igel gesucht" wurde von der Gemeinde Cham und der Nils Erik Beckstrand Tierschutz Stiftung finanziert. 

Artporträt

Erinaceus sp.