Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Wanderfalke

Biologie

Der Wanderfalke ist als wahrer Kosmopolit in der ganzen Welt zu Hause und kommt in fast allen Lebensräumen vor. Er erbeutet meist mittelgroße Vögel wie Stare, Drosseln, Tauben oder Krähen. Zu seiner Nahrung gehören auch Wasservögel bis zur Größe einer Ente, Mauersegler oder Fledermäuse. Bei der Jagd stürzt sich der Wanderfalke oft aus großen Höhen auf seine Beute und erreicht dabei Spitzengeschwindigkeiten von über 320 km/h. Damit gilt er als das schnellste Lebewesen der Erde.
Wanderfalken sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger und verteidigen das Brutrevier gegen Artgenossen. Ein Wanderfalkenpaar bleibt ein Leben lang zusammen. Es nutzt Plattformen, Felsvorsprünge oder angebotene Nistkästen an entsprechend hohen Gebäuden, bezieht aber auch Vogelnester anderer Greifvögel oder Rabenvögel. In seltenen Fällen sind Bodenbruten möglich.
Die Balz findet im Februar/März statt und gebrütet wird einmal im Jahr. Meist werden Mitte März 2 bis 4 braun gesprenkelte Eier gelegt. Die Brutdauer beträgt 32 Tage, die geschlüpften Jungen hocken etwa 35 bis 42 Tage im Nest. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch mehrere Wochen mit Futter versorgt. Sie erlernen von ihren Eltern die überlebensnotwendigen Flugfertigkeiten und Jagdstrategien zunächst auf spielerische Weise. Die Lebenserwartung beträgt 15 – 18 Jahre.

Lebensraum

Wanderfalken kommen in fast allen Lebensräumen und Landschaftsformen vor. Klassisch ist er in felsigen Regionen, aber auch in geschlossen bewaldeten und/oder großräumig felsfreien Gebieten, in offenem Gelände, an Gewässern sowie auf hohen Gebäuden anzutreffen.

Verbreitung

Zürich: Von 2002 - 2011 brüteten 1 - 2 Brutpaare in der Stadt Zürich (Hochkamine der KHK Josefwiese und Hagenholz). Mehrere Vergiftungsfälle (Taubenzüchter) haben zum Zusammenbruch der Population geführt. Seither nur noch Einzelbeobachtungen.

Gefahren
  • Verfolgung durch den Menschen: Die gebietsweise starke Verfolgung durch den Menschen (Jagd, Vergiftung, Eidiebstahl) führt auch heute immer wieder zu Todesfällen und dramatischen Bestandsrückgang.
  • Umweltgifte: Ein weiterer Grund für den Bestandsrückgang waren Umweltgiften, vor allem durch die Aufnahme von chlorierten Kohlenwasserstoffen als Bestandteil vieler Pestizide (v.a. DDT, HCB und PCB) über Beutetiere. Diese Umweltgifte können direkt zum Tod der Tiere führen, schaden aber vor allem dem Bruterfolg des Wanderfalken, da sie die Eier dünnschalig machen. Das Vorkommen des Wanderfalken ist somit ein Indikator für den Zustand der Umwelt (Biozidbelastung), da er am Ende der Nahrungskette steht.
  • Störungen an den Brutplätzen: Zu den heutigen Gefahren des Wanderfalken zählen vor allem Störungen an den Brutplätzen durch Freizeitaktivitäten (z.B. Klettern) sowie vogelgefährlich konstruierte Strommasten und -leitungen.
  • Lebensraumverlust: Landschaftszerstörung führt zum Lebensraumverlust und in weiterer Folge zu Nahrungs- und Brutplatzmangel.
Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Beizjagd und Falknerei tiergerecht?

In früherer Zeit hat die Beizjagd zur Bestandsgefährdung der Falken beigetragen, da die dafür genutzten Vögel aus der Natur entnommen wurden. Heute stammen die Tiere aus Züchtungen. Auch auf Falknereischauen ist der Wanderfalke häufig anzutreffen. Der Einsatz der Tiere bei Flugschauen ist auf Grund der meist nicht artgerechten Haltung, des ständigen Hungers der Vögel und der Handaufzucht der Tiere nicht tiergerecht. Davon zu unterscheiden ist die Falknerei, die meist korrekt arbeitet. Sie hat eine große Bedeutung auf Flughäfen bei der Vertreibung von Vogelschwärmen.

Melden Sie tote Wanderfalken

Da Wanderfalken regelmäßig Brieftauben erbeuten, stehen Taubenzüchter dieser Greifvogelart häufig sehr kritisch gegenüber. Es kommt leider immer wieder zu illegalen Tötungen der Tiere durch Fang, Abschuss oder Vergiftung. Aufgefundene tote Tiere bitte bei der Polizei oder einer Vogelschutzorganisation melden.

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz "Vorsätzliche Vergiftung von Wanderfalken"

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Wanderfalke mit zwei jungen Wanderfalken
Wanderfalke mit zwei Jungtieren gefilmt von der Falkenkamera
Verlinkung

Weitere Informationen zu Greifvögeln finden Sie auch auf wildtiere-bw.de

Mehr Informationen
Stadtfauna
Autor
Stefan Ineichen, Max Ruckstuhl, Bernhard Klausnitzer
Verlag
Haupt
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Wanderfalken mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Habicht

Biologie

Das Verbreitungsgebiet des Habichts erstreckt von Europa quer durch das nördliche Asien bis nach Nordamerika. Er ist ein geschickter Flieger und ausgezeichneter Jäger. Als „Nahrungsopportunist“ frisst er, was in seinem Revier zahlreich vorkommt. So erbeutet er kleine bis mittelgroße Vögel und kleinere Säugetiere bis etwa ein Kilogramm. Nur wenn es im Winter durch Schneefall zu Nahrungsengpässen kommt, nutzt der Habicht auch Aas als Futterquelle.
Habichte sind außerhalb der Brutzeit Einzelgänger. Ein Habichtpaar bleibt lebenslang zusammen und ist sehr reviertreu. Die Paarungszeit kann bei günstigen Wetterbedingungen schon im November und Dezember beginnen, findet aber hauptsächlich im Spätwinter statt. Die Balzflüge zeichnen sich durch schnelle gemeinsame Wechsel der Flugrichtung oder Sturzflüge aus. Der Horst (Nest) wird von beiden Partnern hoch auf alten Bäumen erbaut. Meist werden Ende März/Anfang April 3 oder 4 leicht grünlichweiße Eier gelegt. Die Brutdauer beträgt 38 bis 42 Tage. Die geschlüpften Jungen sind Nesthocker. Im Alter von etwa 2 bis 3 Monaten verlassen die Küken das elterliche Revier. Die Lebenserwartung liegt bei ca. 22 Jahren.
Der Habicht erweist sich als echter Anpassungskünstler, der sich zunehmend in städtischen Parks und Friedhöfen zu Hause fühlt. In der Stadt finden Habichte genügend Beutetiere und Brutplätze und werden zudem weniger vom Menschen verfolgt. Mit einem hohen Habichtbestand von etwa 100 Brutpaaren im Großraum Berlin (Jahr 2014), weist Berlin die höchste Siedlungsdichte von Habichten weltweit auf.

Lebensraum

Geschlossene Waldgebiete, offene Kulturlandschaft, sowie deckungsreiche Landschaften. Zunehmende Eroberung der Siedlungsräume und Städte.

Verbreitung

Zürich: Brütet seit Jahren regelmässig in den Randzonen grösserer Wälder (z.B. Üetliberg, Zürichberg) und in kleinen Gehölzen (Hürstholz, Schwandenholz, Riedenholz).

Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Unbeliebte Beutegreifer

Lange wurden Greifvögel massiv verfolgt. Besonders der Habicht gilt noch heute bei vielen Tauben-und Geflügelzüchtern und  Jägern als großer Schädling bzw. Konkurrent. Noch immer werden Habichte Opfer illegaler Verfolgung durch Fang, Abschuss, Vergiftung und Fällung der Horstbäume. Alle diese Handlungen sind Straftaten. Verschiedene Naturschutzorganisationen und Behörden rufen daher zur Mithilfe auf: Werden Sie Zeuge entsprechender Vorfälle, machen Sie Fotos und informieren Sie die Polizei. Aufgefundene tote Tiere bitte bei der Polizei oder einer Vogelschutzorganisation melden.

Brutplätze melden

Habichte bauen ihre umfangreichen, eindrücklichen Nester ausschließlich auf Bäumen. Durch Forstarbeiten während der Brutzeit kann es immer wieder zu Störungen kommen. Zum einen bedeuten die Holzarbeiten für brütende Habichtpaare enormen Stress, zum anderen werden Brutplätze durch Fällung der Bäume zerstört. Hier können Sie helfen, indem Sie Habichtbrutplätze an die zuständigen Forst- und Grünflächenämter melden.

Unfälle vermeiden – Fensterscheiben sichern

In der Stadt ist der Habicht zwar meist sicher vor Verfolgung, kann jedoch tödlich verletzt werden durch Scheibenanflüge an verspiegelten Gebäudefronten und Fensterflächen. Auch hier können Sie helfen, indem Sie die zuständige Straßenbauverwaltungen oder Verkehrsbetriebe über die Gefahren unzureichend gesicherter, gläserner Wind- und Lärmschutzscheiben, Hausecken oder Wartehäuschen informieren und zuhause die eigenen Scheiben und Fenster sichern.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Junge Habichte im Nest
Habichtsnest mit Jungvögeln.
Verlinkung

Weitere Informationen zu Greifvögeln finden Sie auch auf wildtiere-bw.de

Mehr Informationen

Broschüre "Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht" von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach

Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Habichts mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Iltis

Biologie

Dämmerungs- und nachtaktiver Einzelgänger, jedes Tier mit individuellem Aktivitätsgebiet. Männchen größer und schwerer als die Weibchen. Verstecke im Winter in Scheunen, Ställen, Heuhaufen, Erd- und Felshöhlen. Ruheplätze im Sommer auch unter Wurzeln und in Holzstößen. Der Iltis ernährt sich hauptsächlich von Amphibien ( Frösche, Kröten ), ebenso von Nagetieren und Vögeln. Klettert selten, kann gut schwimmen und tauchen, jagt auch in Gewässern. Jungtiere öffnen ihre Augen erst im Alter von 30 Tagen, wenn sie schon mit Fleisch gefüttert werden. Starker Rückgang der Iltispopulationen wegen abnehmender Amphibienbestände, Verlust von deckungsreichen Verbindungswegen (Gehölze, Bachufer ) in landwirtschaftlichen Gebieten, vielleicht auch wegen der Pestizidbelastung der Beutetiere.

 

Lebensraum

Mit Wiesen und Feldern aufgelockerte Waldgebiete. Kehrichtdeponien. Auch im Siedlungsraum, in Familiengärten. 

Gefahren
  • Verkehr: Das Straßennetz ist in Mitteleuropa sehr dicht. Wie vielen anderen Wildtierarten wird der Autoverkehr auch dem Iltis dementsprechend häufig zum Verhängnis.
  • Verlust von Lebensraum: Der Iltis leidet unter dem Rückgang von Feuchtgebieten und damit auch von Amphibien, seiner bevorzugten Nahrung, sowie unter der Zersiedelung, Zerstücklung und der intensiven Landwirtschaft. 
  • Fressfeinde: u.a. wildernde Hunde
Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Der Iltis mag‘s feucht und buschreich

Iltisse brauchen vielfältige, gut strukturierte und vernetzte Lebensräume. Aufgrund seiner Spezialisierung auf Amphibien ist der Iltis auf naturnahe Gewässer angewiesen. Im Siedlungsgebiet sind natürliche Ufer an Gräben und Bächen mit viel Deckung, Hecken oder dichte Gebüsche nicht nur ergiebige Jagdgebiete sondern auch gute Vernetzungsachsen. Helfen Sie mit, Ihre Wohnumgebung naturnah zu gestalten, ehemalige Feuchtgebiete zu renaturieren und bestehende natürliche (Feucht)-Gebiete zu fördern oder zu schützen.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Asthaufen an einem Waldrand
In Asthaufen finden Iltisse gute Verstecke für die Aufzucht ihrer Jungen.

Im Tierpark Goldau können Iltisse beobachtet werden.

Mehr Informationen

Schutz der kleinen Säugetiere. Eine Arbeitshilfe. Kanton Aargau. Sondernummer 36, November 2011. (pdf, 12MB)

Atlas der Säugetiere – Schweiz und Liechtenstein
Autor
Schweizerirsche Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW), Roland Graf, Claude Fischer, Monika Niehaus
Verlag
Haupt
Fauna Helvetica
Autor
Paul Marchesi, Michel Blant, Simon Capt
Verlag
CSCF & SGW
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Iltis mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Igel

Biologie

Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv, können bis zur Morgendämmerung mehrere Kilometer zurücklegen. Dabei suchen sie nach Nahrung. Diese besteht fast ausschließlich aus  tierischer Kost. Gerne verzehren sie Insekten Regenwürmer, vertilgen Schnecken und  gehen auch an herumstehendes Katzen- und Hundefutter. Grundsätzlich leben sie als Einzelgänger, deren Aktionsräume sich überschneiden können. Den Tag verbringen sie in nestartig ausgepolstertem Unterschlüpfen in dichterem Gestrüpp (in Hecken, Bodenbedeckern wie Efeu, Asthaufen, Hohlräumen unter Gebäuden), Schlafplätze werden oft gewechselt. Halten Winterschlaf, im ersten Winter stirbt ein Großteil der Jungtiere. Geschlechtsreif nach erstem Winterschlaf / nach 6 – 12 Monaten, Paarungszeit April–August. Vor der Paarung «Igelkarussell»: Männchen umkreisen die zuerst abweisend schnaubenden Weibchen oft stundenlang. Zum Schutz vor Feinden rollt sich der Igel zur Stachelkugel ein. Ausgewachsene, gesunde Igel haben von Füchsen nichts zu befürchten, Dachse und Uhus hingegen können ihnen gefährlich werden. Große Verluste durch Verkehr. Igel erreichen in der Stadt eine 2- bis 3-mal höhere Bestandsdichte als im Umland (nach Untersuchungen in Zürich während der frühen 1990er-Jahre). Sie schätzen reich gegliederte Gärten mit einer Vielfalt von Strukturen, die ihnen Unterschlupf und Nahrung bieten. Auch Zierrasen werden auf der Suche nach Insekten und Regenwürmern aufgesucht, können jedoch ohne naturnahe Umgebung keinen vollständigen Lebensraum bilden.

Lebensraum

Gärten, Parkanlagen, Wiesen mit Hecken, Waldränder, Brachen.

Gefahren
  • Verkehr: Dem Verkehr fallen jährlich tausende Igel zum Opfer, besonders in ruhigen Wohnquartieren, wo heute die meisten Igel leben. Fahren Sie dort auch in der Nacht besonders langsam und vorsichtig.
  • Schädlingsbekämpfungsmittel: Biologische Mittel verwenden, Schneckenkörner sparsam einsetzen.
  • Mähgeräte (Motorsensen, Rasenmähroboter): Gefährlich ist das Mähen unter Büschen, weil dadurch dort tagsüber ruhende Igel verletzt oder getötet werden können.
  • Laubbläser und Laubsauger: Vor allem gefährlich für Jungtiere, die durch ihre geringe Körpermasse (bis zur 4. Lebenswoche unter 200g) leicht von dem Sog erfasst werden können.
  • Mauern und Hindernisse, die höher als 20 cm sind, können für Igel zum unüberwindbaren Hindernis werden.
  • Gefährliche Fallen: Steilwandige Schwimmbecken, Gartenteiche und Lichtschächte sind für Igel und andere Kleintiere lebensgefährliche Fallen. Abhilfe schaffen Ausstiegshilfen („Hühnerleiter“).
  • Verletzte Tiere und verwaiste Jungtiere gehören in fachkundige Hände. Wenden Sie sich an die nächste Igelstation oder an einen Tierarzt.
Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Den Lebensraum verbessern

Igel schätzen abwechslungsreiche Gärten, Innenhöfe und Grünanlagen, die ihnen Unterschlupf und Nahrung bieten: Mit krautiger Vegetation begleitete Hecken aus einheimischen Sträuchern und Stauden, Kompost-, Laub- und Asthaufen, vielfältige Wiesen und dornige Büsche wie Wildrosen und Schlehdorn.

Mut zur Wildnis

Exotische Pflanzen bieten Schmetterlingen, Wildbienen und Co. meist keine Lebensgrundlage. Da Igel Insektenfresser sind, profitieren auch sie von einheimischen Pflanzen. Der Verzicht auf chemische Schädlingsbekämpfungsmittel wirkt sich für Igel ebenfalls positiv aus. Bei der Garten- und Umgebungspflege ist Mut zur Wildnis gefragt. Lassen Sie Laub im Herbst liegen oder schichten Sie es zu Haufen auf. Igel verstecken sich gerne im Laub und benutzen es zur Isolation ihrer Nester.

strukturreicher Naturgarten
Igel im Herbst?

Igel gehören ins Freie. Für Igel, die bei andauernden Minustemperaturen oder bei geschlossener Schneedecke draußen angetroffen werden, sowie für schwache oder kranke Igel kann man eine Futterstelle und einen Nestplatz an geschützter Stelle im Freien einrichten.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Grüner Innenhof in einer städtischen Siedlung
Ein idealer Igel-Innenhof: Eine offene Wiesenfläche für die nächtliche Futtersuche, gedeckte Bereiche als Versteck.
Spuren

Igeltrittsiegel zeigen im Vorder- und Hinterfuß fünf Zehen, wobei sich der kurze tief liegende Daumen oft nicht abdrückt. Die Zehen sind kurz und dick. Sie drücken sich häufig in kompletter Länge ab, manchmal jedoch nur die runden Zehenspitzenballen. Der Mittelfinger des Hinterfußes ist leicht länger als Zeige- und Ringfinger. Die starken langen Krallen drücken sich oft deutlich ab. Sie werden im Hinterfuß zur Körperinnenseite länger – die Kralle des Zeigefingers ist ca. doppelt so lang wie die des Ringfingers. Der Hinterfuß ist nur leicht größer als der Vorderfuß. Die Trittsiegel eines Igels sind am ehesten mit denen von Ratten zu verwechseln.

Igel rechter Vorderfuß (links im Bild) und rechter Hinterfuß (rechts im Bild).
Igel rechter Vorderfuß

Der Spurentext wurde von der international zertifizierten Fährtenleserin Stefanie Argow verfasst.

Mehr Informationen
  • Verein Pro Igel: Der Verein setzt sich für den Schutz und die Förderung des Igels und seiner Lebensräume ein.
  • Igelzentrum Zürich (IZZ): Telefonnummer: 044 362 02 03, Umfassende Informationen, Beratungsstelle und Pflegestation für Igel

Atlas der Säugetiere – Schweiz und Liechtenstein
Autor
Schweizerirsche Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW), Roland Graf, Claude Fischer, Monika Niehaus
Verlag
Haupt
Box Beobachtungstipps

Weitere Informationen zum Igel finden Sie auch auf wildtiere-bw.de

Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Igels mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.
Interlinking Arten

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Kleiner Abendsegler

Biologie

Im Süden (Schweiz, Österreich, Süddeutschland) mehrheitlich Wintergast. Junge kommen in Wochenstuben in Baumhöhlen in Nord- und Ostdeutschland zur Welt, anschließend ziehen die Tiere zur Paarungszeit teilweise über 1000km südwärts. Paarungswillige Männchen machen Singflüge und locken damit die Weibchen in ihre Baumhöhle wo sie Harem bilden. Bewohnt Baumhöhlen in Wäldern, Allee- und alten Park- und Gartenbäumen, aber auch Fledermaus- oder Nistkästen an Gebäuden. Jagt in Lichtungen und über Wald, am Waldrand, über Flusstälern, zudem auch über Parkplätzen und Obstgärten in Siedlungsnähe. Schneller Flug mit dem sie auf der Jagd weite Strecken zurücklegen. Das breite Nahrungsspektrum umfasst Käfer, Zuckmücken, Nachtfalter, Netzflügler, Schlupfwespen, aber auch schwärmende Insekten.

Lebensraum

Wälder, Waldränder, Schneisen und Wege, Waldlichtungen, Gewässer oder auch Siedlungen in Waldnähe genutzt

Verbreitung

Gelegentlicher Durchzügler

Gefahren
  • Fassadenbeleuchtung: Die nächtliche Beleuchtung der Öffnungen, durch die Fledermäuse jeweils ihr Quartier verlassen, sollte vermieden werden, weil die Nachtjäger dann später ausfliegen. Und als Folge davon bleibt ihnen weniger Zeit für die Nahrungssuche.
Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Alte Bäume mit Baumhöhlen fördern

Kleine Abendsegler benutzen Baumhöhlen als Tages- und Winterschlafquartiere. Bäume mit Baumhöhlen sollten deshalb erhalten bleiben, ob im eigenen Garten, in der Umgebung der Wohnsiedlung, an ungefährlichen Stellen im Park oder im Wald. Als Ersatzquartiere können im Garten oder im Wald Fledermauskästen aufgehängt werden. Zudem kann durch die Erhöhung des Alt- und Totholzbestandes das Nahrungsangebot des Kleinen Abendseglers gefördert werden.

Renovationen

Bei Renovationen und Sanierungen von Gebäuden mit Fledermausverstecken nehmen Sie bitte Kontakt mit Fledermausschutzorganisationen in Ihrer Nähe auf. Die zu treffenden Maßnahmen, um ein Fledermausquartier zu erhalten oder Fördermaßnahmen für Fledermäuse umzusetzen, sind oft mit geringem Aufwand verbunden.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Stassenlaterne im Dunkeln
Straßenlampe als Jagdgebiet.
Mehr Informationen
Atlas der Säugetiere – Schweiz und Liechtenstein
Autor
Schweizerirsche Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW), Roland Graf, Claude Fischer, Monika Niehaus
Verlag
Haupt
Fauna Helvetica
Autor
Paul Marchesi, Michel Blant, Simon Capt
Verlag
CSCF & SGW
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Kleinen Abendseglers mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Schwalbenschwanz

Biologie

Als vagabundierende, mobile Art normalerweise in den meisten mitteleuropäischen Städten häufig, kommt in fast jedem naturnahen Gebiet vor und dringt weit ins Siedlungsgebiet ein. Populationsdichten schwanken jedoch stark.

Der Schwalbenschwanz legt die Eier an die Blätter der Futterpflanzen seiner Raupen ab, die sich an den Blättern und Blüten von verschiedenen Doldenblütlern wie Wilde Möhre, Fenchel und Karotte entwickeln. Verpuppung an Pflanzenstängeln. Die Falter besuchen viele verschiedene Blüten wie Rotklee, Löwenzahn und diverse Disteln.

Lebensraum

Trockene bis feuchte Wiesen und Weiden, Waldränder, Ruderalflächen

Verbreitung

Zürich: Häufig, bis weit ins Stadtgebiet hinein.

Gefahren
  • Gärten ohne Nahrung:
    Gärten, die hauptsächlich aus sterilem Rasengrün, Kirschlorbeer- oder Thujahecken und exotischen Zierpflanzen bestehen, sind für unsere Schmetterlinge wertlos, manchmal sogar giftig, und bieten den Raupen keine Lebensgrundlage.
  • Intensivierung der Landwirtschaft:
    In einer intensiven Landwirtschaft, finden Wildblumenwiesen und Hecken aus einheimischen Sträuchern nur noch selten einen Platz. Das Verschwinden von solchen vielfältigen Elementen in der Landschaft und mit ihm das Fehlen eines Angebots an Blüten und Futterpflanzen wie der Brennnessel wirken sich negativ auf die Schmetterlingsbestände aus.
  • Invasive Neophyten und gebietsfremde Pflanzenarten:
    Diese bieten den Schmetterlingen wenig bis keinen Nektar und auch den Raupen keine Nahrung. Sommerflieder (Buddleja spec.), der die Schmetterlinge durch seinen betörenden Geruch anlockt, kann sich negativ auf die Schmetterlingspopulationen auswirken, da die Raupen dessen Blätter nicht fressen und folglich auf dem Sommerflieder verhungern.
  • „Herbstputz“:
    Das intensive Zurückschneiden der Vegetation vor dem Winter ist besonders für überwinternde Puppen gefährlich. Die, in den Sträuchern und Zweigen versteckten, Puppen verlieren dadurch ihren Überwinterungsort und können, gefangen in der Puppenhülle, keinen neuen Ort aufsuchen.
Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Schwalbenschwanz-Schmetterlinge im eigenen Garten

Um den eigenen Garten für Schwalbenschwanz-Schmetterlinge attraktiver zu gestalten, können Wirtspflanzen für die Raupen gepflanzt werden, wie zum Beispiel Wilde Möhre, Fenchel, Dill oder Petersilie. Viele Schmetterlingsraupen sind auf wenige Pflanzenarten spezialisiert und auf diese für ihr Überleben angewiesen. Diese einheimischen Wildpflanzen sollten nicht mit Giftstoffen behandelt werden.

Viele Möglichkeiten führen zum Schmetterlingsparadies

Sie brauchen jedoch keinen eigenen Garten, um etwas Gutes für die Schmetterlinge zu tun. Wohnen Sie in einer Genossenschaft oder besitzt Ihr Wohngebäude eine Grünanlage? Setzen Sie sich dafür ein, dass der Grünbereich naturnahe bewirtschaftet wird. Dazu zählen das Pflanzen von einheimischen Wildpflanzen, das Ersetzen von Rasenflächen durch artenreiche Wiesenflächen, das Stehenlassen von Blumeninseln, seltenes und gestaffeltes Mähen, sowie der Verzicht auf Pestizide und Herbizide.

Stadtoasen

In der Stadt können Verkehrsinseln, Bahnböschungen und Kiesplätze wahre Schmetterlingsoasen werden. Wildstauden und Wildkräuter locken zahlreiche Schmetterlinge an. 
Selbst auf dem eigenen Balkon kann der Schwalbenschwanz gefördert werden. Einheimische, nektarspendende Pflanzen bieten hier nicht nur Schmetterlingen sondern auch Wildbienen Nahrung. Blühende Küchenkräuter wie Thymian oder Schnittlauch sehen nicht nur schön aus, sondern erfreuen auch die Schmetterlinge.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Schmetterlinge beobachten

Ein Schwalbenschwanz-Schmetterling durchläuft in seinem Leben vier Phasen. Aus dem Ei schlüpft eine Raupe, die sich nach intensiver Nahrungsaufnahme in eine Puppe verwandelt, woraus der erwachsene Schmetterling (Imagino) schlüpft. Dieser pflanzt sich fort, legt ein Ei und schließt damit den Lebenszyklus einer Generation. In unseren Breitengraden kommen pro Jahr 2-3 Generationen von Schwalbenschwanz-Schmetterlingen vor. Die Herbst-Puppen überwintern im Puppen-Stadium.

Der Schwalbenschwanz ist einer der größten und auffälligsten Falter Mitteleuropas und kann zu den Flugzeiten im April und Mai, sowie im Juli und August  besonders gut beobachtet werden. Im ersten Zeitfenster (April-Mai) können erwachsene Falter der ersten Generation beobachtet werden, während von Juli bis August die zweite Generation, bereits die Nachkommen der ersten Generation, unterwegs sind.

An sonnigen Tagen versammeln sich Schwalbenschwanz-Männchen zu der sogenannten Gipfelbalz (oder auch „hill-topping“). Dabei fliegen die Männchen von der Spitze des Hügels oder Berges hinab ins Tal auf der Suche nach paarungswilligen Weibchen. Diese Ansammlungen von Männchen sind an schönen Sommertagen gut zu beobachten.

Vom Ei zur Raupe zur Puppe

Die Eier werden von dem Weibchen an die Futterpflanze der späteren Raupe angeheftet. Die Raupen sind meist auf Doldenblütlern wie der Wilden Möhre, Dill, Fenchel oder Petersilie zu finden. Aufgrund ihrer Wirtspflanze wird die Schwalbenschwanzraupe auch „Rüebliraupe“ genannt. Dank ihrer einzelgängerischen Lebensweise verursachen sie jedoch wenige Schäden an den Wirtspflanzen. Nach dem Schlüpfen aus dem Ei ist die Raupe dunkler als ältere Raupen und besitzt einen weißen Fleck auf dem Rücken. Mit diesem Aussehen imitiert die Raupe Vogelkot, was sie vor Fressfeinden schützt. Mit jeder Häutung wird die Raupe heller; mit der letzten Häutung verwandelt sich die Raupe in eine grüne oder graubraune Puppe. Nach etwa zwei Wochen als Puppe schlüpft der erwachsene Schmetterling. Hat man das Glück diesen Moment zu sehen, kann man dem Schmetterling dabei zusehen wie er seine Flügel ausstreckt und sich diese langsam erhärten.  Alle Stadien können in naturnah gestalteten Gärten sehr gut beobachtet werden.

Mehr Informationen

Faltblatt von Pro Natura zum Thema „Schmetterlinge im Garten"

Fachbuch zum Thema vom CSCF: Lepidoptera – Checklist: Die Schmetterlinge der Schweiz. Eine kommentierte, systematisch-faunistische Liste
Autor
SwissLepTeam
Verlag
CSCF & SEG
Schmetterlinge in meinem Garten
Autor
Kremer, Bruno P.
Verlag
Haupt Verlag
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Schwalbenschwanz mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Fischotter

Biologie

Fischotter sind an den Lebensraum Gewässer angepasst und verbringen die meiste Zeit ihres Lebens direkt am oder im Wasser. Ihre Territorien befinden sich entlang von Gewässern, wobei das Territorium eines Männchens diejenigen von mehreren Weibchen umfassen kann. Männchen sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger, während Weibchen oft mit ihren Jungtieren im gleichen Gebiet leben. Jungtiere bleiben bis zu einem Jahr bei ihrer Mutter. Fischotter haben keine bestimmte Paarungszeit. Sie bringen ein bis drei Junge nach einer Tragzeit von 62 Tagen zur Welt. Die Nahrung besteht vor allem aus Fischen, vereinzelt werden aber auch Amphibien, Krebse, Vögel, Reptilien und kleine Säugetiere gefressen. Fischotter jagen v.a. in Flachwasserzonen, da sie ihre Beute meist optisch verfolgen.

Lebensraum

Fischotter sind an Gewässer wie Flüsse, Bäche, Kanäle, Seen, Sümpfe, Flussmündungen und Meeresufer gebunden. Tagesschlafquartiere befinden sich in Asthaufen, dichter Vegetation, Uferhöhlen unter Wurzeln etc., die auch in einiger Entfernung von Gewässern liegen können. Jagdgebiete befinden sich meist in Flachwasserzonen. In fischreichen Gewässern können Fischotter auch im Siedlungsraum vorkommen.

Verbreitung

vereinzelte Sichtungen

Gefahren
  • Verlust von Lebensraum infolge starker Verbauung und Nutzung der Gewässer, Zersiedelung entlang von Gewässern.
  • Gewässerverschmutzung: Verschmutzung des Wassers, insbesondere durch Pestizide aus der Landwirtschaft und verschmutztes Abwasser aus Siedlungsräumen.
  • Verkehr:  Fischotter werden immer wieder Opfer des Straßenverkehres, insbesondere dort, wo sie die Gewässer auf Wanderungen verlassen müssen, weil die Ufer verbaut sind.
  • Menschliche Verfolgung: wenn Konflikte mit Fischereiinteressen nicht professionell gelöst werden.
Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Aufwertungen der Gewässerlebensräume

In den letzten 20 Jahren wurde damit begonnen, Gewässerlebensräume aufzuwerten, den Flüssen und Bächen wieder mehr Raum zu geben und naturnahe Uferbereiche zu schaffen. Dynamische strukturreiche Gewässer bieten gerade Fischen und anderen Wasserlebewesen viele Nischen und ermöglichen höhere, vielfältigere Fischbestände - und sie geben dem Fischotter eine neue Chance.

Zaunschutz an Fischteichen

In Gebieten mit Fischottern kann es gebietsweise zu massiven Schäden an Fischteichen kommen. Fischteiche können in vielen Fällen erfolgreich mit Elektrozäunen gegen Fischotter geschützt werden. Eine fachgerechte Beratung durch einen Fischotterexperten vor Ort ist zu empfehlen.

Angler und Fischotter

Angler und Fischotter sind auf den ersten Blick Konkurrenten. Es sind jedoch nicht zuletzt die Angler, die sich für die Renaturierung unserer Gewässer stark machen. Denn Angler und Fischotter haben dasselbe Ziel: vielfältige, artenreiche Fischgewässer. Oder anders ausgedrückt: wo Fischotter leben können, gibt es auch genügend Fische für die Angler.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Fischotterkot auf einem Stein
Fischotter setzen ihren Kot oft an exponierten Stellen ab.
Trittspur eines Fischotters im Schlamm
Trittspur eines Fischotters im Schlamm.

Fischotter können in vielen Tierparks beobachtet werden. Unter anderen im Wildnispark Langenberg, im Tierpark Dählhölzli oder auch im Tierpark Goldau.

Spuren

Fischottertrittsiegel zeigen im Vorder- und Hinterfuß fünf Zehen. Der Vorderfuß besitzt einen kleinen runden Ballen unterhalb des größeren Ballens in der Mitte, der sich jedoch oft nicht abdrückt. Im Vorderfußabdruck sind die Zehen bogenartig angeordnet, der Daumen sitzt etwa auf Höhe des kleinen Fingers. Im Hinterfuß sind eher jeweils Ring- und Mittelfinger und Zeige- und kleiner Finger auf einer Höhe, der Daumen sitzt tiefer. Die Krallen sind kurz und drücken sich direkt über den Zehenspitzen ab, weshalb die Zehenballen oft tropfenförmig aussehen. Die Schwimmhäute sind nur selten im Trittsiegel zu erkennen. Die Männchen sind teilweise deutlich größer als die Weibchen.

Fischotter Vorderfuß (links) und Hinterfuß (rechts). Schwimmhäute nicht abgedrückt. Im Hinterfuß fehlt der Daumenabdruck und die Hälfte des größeren Ballens in der Mitte.

Der Spurentext wurde von der international zertifizierten Fährtenleserin Stefanie Argow verfasst.

Mehr Informationen
Atlas der Säugetiere – Schweiz und Liechtenstein
Autor
Schweizerirsche Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW), Roland Graf, Claude Fischer, Monika Niehaus
Verlag
Haupt
Fauna Helvetica
Autor
Paul Marchesi, Michel Blant, Simon Capt
Verlag
CSCF & SGW
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Fischotters mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Wildkaninchen

Biologie

Stammform aller Hauskaninchen. Gesellig. Eine Familie umfasst 2-3 Männchen und 4-6 Weibchen. Strenge Hierarchie, ranghöchstes Männchen und Weibchen verteidigen Territorium. Mehrere Familien können sich zu Sippen vereinen. Legen Erdbaue an. Nutzen Baumaterialien, Holzstapel usw. als Unterschlupf. Ernährung: Gräser, Kräuter, Kulturpflanzen wie Getreide, Mais, sowie Rinde von Sträuchern und Bäumen. Weibchen haben 2-3 Würfe mit 2-6 Jungen pro Jahr. Hohe Sterblichkeit im Winter. Wildernde Hauskatzen und Steinmarder sind innerhalb von Siedlungsgebieten die wichtigsten Feinde. Dezimierung durch Viruskrankheiten (Myxomatose und die Chinaseuche, auch rabbit haemorragic disease (RHD)), mitteleuropäische Bestände im letzten Jahrzehnt stark rückläufig.

Lebensraum

Zum Graben günstige trockene, sandige Böden bevorzugt, ebenso künstlich aufgeschüttete Erdhaufen. Bahndämme, Gärten, Parkanlagen, Friedhöfe. In Deutschland weit verbreitet, im Westen besonders häufig; in Österreich hauptsächlich im Osten, in der Schweiz nur vereinzelte, isolierte Vorkommen. Auf Rasenflächen in Gärten, bis in die Innenstädte.

Gefahren

Nasskaltes Wetter, Fressfeinde und Störungen durch Mensch und Hund sind Hauptverursacher für den Tod von Jungkaninchen. Daher:

  • Spaziergänger: Bleiben Sie auf den Wegen. Kaninchen können sich an ein gewisses Maß an Störungen gewöhnen, solange die für sie vorhersehbar sind.

  • Hundehalter: Führen Sie Ihren Hund an der Leine.

Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Nicht füttern

Kaninchen bevorzugen sandige, weiche Böden, um ihre Baue zu graben. Sollten Sie das Glück haben, einen Kaninchenbau in ihrer Nähe zu haben, genießen Sie die Möglichkeit, die Tiere aus der Entfernung gut beobachten zu können. Das Füttern von Wildkaninchen ist zu unterlassen, da die Populationen ansonsten zu groß werden und weitläufige Baue oft für Verärgerung sorgen.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Kaninchenspuren

Der erste Schritt beim Beobachten, ist das Suchen nach Spuren. Der Abdruck der Kaninchenpfoten ist beispielsweise im Schnee gut zu entdecken und sehr typisch. Leicht zu identifizieren sind auch die kleinen Kotpillen. Auch Kaninchenbaue, die vorzugsweise in weichen sandigen Boden gegraben werden, sind ein guter Beobachtungspunkt.

Spaziergang in der Dämmerung

Kaninchen sind dämmerungs- und nachtaktiv, im Siedlungsraum kann man sie aber auch tagsüber gut beobachten. Hat man also Spuren entdeckt, kann man sich in der Dämmerung auf die Pirsch machen. Mit großer Wahrscheinlichkeit begegnet man dann verschiedenen Tieren, mit etwas Glück ist ein Kaninchen dabei.

Sechs, kleine, runde Kaninchenköttel
Kaninchenlosung
Spuren

Wildkaninchentrittsiegel zeigen im Vorderfuß fünf und im Hinterfuß vier Zehen wobei sich der Daumen des Vorderfußes häufig nicht abdrückt. Im Vorderfuß sitzt der Mittelfinger am höchsten, knapp darunter sitzen Ring- und Zeigefinger etwa auf einer Höhe. Der kleine Finger sitzt unter Ring- und Zeigefinger und der Daumen noch ein Stück darunter. Im größeren Hinterfuß sitzen alle Zehen auf einer anderen Höhe. Die Füße sind stark behaart, weswegen oft nur ein Komplettumrisse oder Krallenabdrücke zu erkennen sind. Zur Differenzierung von jungen Feldhasen hilft die Beobachtung der Umgebung (Wildkaninchen leben gesellig in Bauten von denen sie sich selten weit entfernen).

Wildkaninchen linker und rechter Vorderfuß. In beiden Füßen ist der Daumen nicht zu sehen.
Wildkaninchen Spurengruppe. Mittig die zwei kleineren Vorderfüße. Rechts oben und unten die Hinterfüße.

Der Spurentext wurde von der international zertifizierten Fährtenleserin Stefanie Argow verfasst.

Mehr Informationen
Atlas der Säugetiere – Schweiz und Liechtenstein
Autor
Schweizerirsche Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW), Roland Graf, Claude Fischer, Monika Niehaus
Verlag
Haupt
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Wildkaninchens mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Nutria

Biologie

Die Nutria, auch Sumpfbiber genannt, steht in der Größe zwischen Bisamratte und Biber. Wird in Südamerika und Europa als Pelzliferant gezüchtet, freilebende Tiere gehen bei uns in Mitteleuropa auf entkommende Farmtiere und absichtliche Ansiedlungen zurück. Nahrung: Stängel von Rohrkolben, Schilf, Binsen, Gräsern und Kräutern. Lebt paarweise, aber auch gesellig in Kolonien in Erdbauen am Ufer, Eingangsöffnung über Wasserspiegel, baut keine Burgen. Bei großer Dichte können Schäden an Dämmen entstehen. In Deutschland kommen Nutrias in den meisten Bundesländern vor, sind teilweise wenig scheu und lassen sich sogar von Spaziergängern füttern. Da Nutrias strenge Winter nicht gut überstehen, können in Mitteleuropa einzelne Populationen rasch wieder zusammenbrechen, so z.B. im Wiener Schwarzenbergpark.

Lebensraum

An Bächen und Flüssen mit reicher Ufervegetation, auch an nährstoffreichen Seen und Teichen. In Mitteleuropa verschiedene Populationen unterschiedlicher Größe, an Fließgewässern, gelegentlich auch in Städten, ebenso an Parkteichen. Große Verbreitungslücken besonders im mittleren Deutschland, in Österreich und der Schweiz.

Mensch & Tier
Fördermaßnahmen

Der Nutria ist ein Neueinwanderer (Neozoon). Solche Tierarten sollten nicht gefördert werden. Wichtig ist, neu eingewanderte Arten gut zu beobachten, weil sie negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben können. Nutrias können sich mitunter sehr zutraulich verhalten. Gezieltes Füttern ist zu vermeiden.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Das Flussufer mit hohem Gras, worin sich ein Trampelpfad (Wildwechsel) abzeichnet
Wechsel von Nutrias.
Kot eines Nutria mit einem Sackmesser für den Grössenvergleich
Kot eines Nutria.
Ufer mit Höhlen von Nutrias
Höhlen von Nutrias am Ufer eines Teichs.
Spuren

Nutriatrittsiegel zeigen im Vorder- und Hinterfuß fünf Zehen. Die Kralle des tiefer sitzenden Daumens des Vorderfußes ist häufig zu sehen, der Daumen an sich ist sehr verkümmert. Die Zehen sind lang, schlank und gerade. Oft sind die kurzen scharfen Krallen direkt an den Zehenspitzen zu erkennen. Im Hinterfuß besitzt die Nutria zwischen allen Zehen Schwimmhäute außer zwischen Ring- und kleinem Finger. Der rattenähnliche Schwanz der Nutria ist oft in der Fährte in Form einer dünnen Linie zu sehen. Der Hinterfuß ist größer als der Vorderfuß, aber nicht so deutlich wie beim Biber. Junge Nutria können außerdem mit Bisamratten verwechselt werden.

Nutria. Großer Hinterfuß (nur die drei mittleren Zehen deutlich abgedrückt) tritt in kleinen Vorderfuß (ragt oben heraus).
Nutria Fährte mit Schwanzspur.

Der Spurentext wurde von der international zertifizierten Fährtenleserin Stefanie Argow verfasst.

Mehr Informationen
Atlas der Säugetiere – Schweiz und Liechtenstein
Autor
Schweizerirsche Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW), Roland Graf, Claude Fischer, Monika Niehaus
Verlag
Haupt
Fauna Helvetica
Autor
Paul Marchesi, Michel Blant, Simon Capt
Verlag
CSCF & SGW
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt der Nutria mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Mauswiesel

Biologie

Das kleinste Raubtier der Welt lebt einzelgängerisch und territorial. Fortpflanzung wahrscheinlich fast ganzjährig möglich. Wurfgröße 4-6 Junge. Jungtiere sind bereits nach 3 bis 4 Monaten geschlechtsreif. Nahrung: Hauptsächlich Wühlmäuse und andere Nager, gelegentlich auch Vögel, Eidechsen, Wirbellose und Aas. Durch ihren Körperbau sind Mauswiesel optimal an die Jagd in den Gangsystemen der Wühlmäuse angepasst. Vereinzelt erbeuten sie auch Beutetiere, die deutlich größer sind als sie selbst, zum Beispiel ein Kaninchen. Oft wird ein Teil der Beute als Vorrat in den Nestern versteckt. Populationsdichte schwankt mit Beuteangebot. Natürliche Feinde sind Fuchs, Hermelin, Katze, Greifvögel und Eulen.

Lebensraum

Breites Spektrum an Lebensräumen, reicht von Waldrändern, Wiesen bis hin zu landwirtschaftlich genutzten Flächen. Vorkommen bis 2500 - 3000 Meter über Meeresspiegel.

Verbreitung

In Berlin in mehreren Bezirken nachgewiesen.

Gefahren
  • Verkehr: Das Straßennetz ist in Mitteleuropa oft sehr dicht. Fehlen Wildtierunterführungen oder Grünbrücken, können Straßen den Mauswieseln zum Verhängnis werden.
  • Verlust von Lebensraum infolge Zersiedelung, Zerstückelung und intensiver, großflächiger Landwirtschaft.
  • Fressfeinde sind Füchse, Hermeline, Katzen, Greifvögel und Eulen.
Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Lebensräume strukturieren und vernetzen

Mauswiesel sind auf gut strukturierte Lebensräume mit dichter Vegetation angewiesen. Neben einem guten Nahrungsangebot braucht das Mauswiesel ausreichend Versteckmöglichkeiten. Liegende, hohle Baumstämme, Ast- und Laubhaufen, Steinhaufen- und Mauern oder auch Hecken können solche Verstecke bieten. Da Mauswiesel erheblichen Bestandsschwankungen unterliegen, können lokale Bestände erlöschen. Neu einwandernde Tiere können diese Gebiete aber wieder besiedeln. Daher ist die Vernetzung der bestehenden Lebensräume äußerst wichtig.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Extensive Landwirtschaftsfläche mit Obstbäumen
Extensive Landwirtschaftsflächen sind ideale Lebensräume für Mauswiesel.
Spuren

Mauswieseltrittsiegel zeigen im Vorder- und Hinterfuß fünf Zehen. Mittel- und Ringfinger als auch der Zeige- und Ringfinger liegen jeweils fast auf einer Höhe, die Daumen sitzen weiter unten. Die eher kurzen Krallen drücken sich meist als kleine Punkte ab. Das Mauswiesel hat behaarte Füße. Die Männchen sind teilweise deutlich größer als die Weibchen. Die Trittsiegel von Mauswieseln lassen sich von Hermelinabdrücken nur schwer unterscheiden, vor allem weil es einen Größenüberlappungsbereich zwischen großen männlichen Mauswieseln und kleinen weiblichen Hermelinen gibt. Im Schnee hilft die Spurbreite zur Differenzierung (hier im Foto knapp 4cm).

Mauswiesel in der Gangart Zweisprung.

Der Spurentext wurde von der international zertifizierten Fährtenleserin Stefanie Argow verfasst.

Mehr Informationen

Spannende Informationen zu laufenden Projekten erhältlich beim Wieselnetz.

Schutz der kleinen Säugetiere. Eine Arbeitshilfe. Kanton Aargau. Sondernummer 36, November 2011. (pdf, 12MB)

 

Atlas der Säugetiere – Schweiz und Liechtenstein
Autor
Schweizerirsche Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW), Roland Graf, Claude Fischer, Monika Niehaus
Verlag
Haupt
Fauna Helvetica
Autor
Paul Marchesi, Michel Blant, Simon Capt
Verlag
CSCF & SGW
Wanderungen zu Murmeltier, Steinbock & Co.
Autor
Lorenz Heer
Verlag
Haupt Verlag, 2015
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Mauswiesels mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.